Abenteuer Jeep
Abenteuer Jeep

FORT JAFFERAU

1. Oktober 2013

Nachdem wir eine genußreiche Auffahrt über Fort Foens hinter uns haben, wenden wir uns am späten Nachmittag dem Hauptziel unserer Tour zu, dem Mount Jafferau und die auf dem Gipfel gelegenen Festungsanlagen. Ein Fort auf 2805 m Höhe zu errichten, muss eine fürchterliche Arbeit gewesen sein!

Von Fort Foens aus führt der Weg quer über den Hang, immer der Baumgrenze entlang. Wieder und wieder treibt der Wind Wolkenfetzen aus dem Tal herauf über unsere Fahrtstrecke und lässt die Welt unwirklich und gespenstisch erscheinen. An der Abzweigung hinauf zum Fort müssen wir einen Viehzaun öffnen, dahinter führt der Weg wieder bergan. Unter uns liegt ein Wolkenmeer in der strahlenden Herbstsonne in unglaublich intensiven Farben.

Rappelnd klettert der Jeep in Serpentinen über die mit Wiesen bedeckten Hänge, wieder einmal werden wir durchgeschüttelt von den Bodenwellen und Geröllbrocken. Manche Passagen währen ohne Allrad allerdings nur schwer zu befahren. Wir passieren eine Herde Kühe und Kälber, die mit großen, glotzenden Augen neugierig beobachten, wie wir  vorbeifahren.

Der Weg ist mit rauem Schotter bedeckt und führt an steilen Abhängen entlang, an das ständige Rütteln des Wagen haben wir uns inzwischen gewöhnt. Es geht nur langsam vorwärts, bis wir eine hochgelegene Plattform bei 2720 Meter erreichen. Der Wind am Sattel pfeift ohne Unterlass, bei sechs Grad Außentemperatur ziehen wir gerne unsere Jacken über. Ein fantastischer Rundumblick lässt uns die Kälte vergessen. Im schütteren Gras wimmelt es nur so von Edelweiß die zwischen den Steinen im rauen Wind zittern.

Wann und wo sieht man heutzutage überhaupt noch Edelweiß in den Alpen? Auf den Offroad-Strecken kann man noch unberührte Natur zu sehen. Das Offroad-Fahren muss der Natur nicht abträglich zu sein, solange die Fahrer die vorgegebenen Strecken nicht verlassen! Das Beispiel von Italien zeigt, das Geländefahren und intakte Natur durchaus kompatibel sein können und es nicht nötig ist das Offroad-Fahren im Keim zu ersticken so wie es in Deutschland üblich ist. 

Die Sonne ist bereits am Untergehen, die Farben des Himmels und das Licht, das die Wiesen und Geröllfelder vergoldet, sind spektakulär. Die Gipfel der Assietta Kammstraße ragen in der Ferne aus dem Wolkenmeer. Die letzten Serpentinen unterhalb des Forts liegen bereits in tiefem Schatten. Deswegen beschließen wir, die Rückfahrt anzutreten, denn wir werden ohnehin schon den Rest der Strecke im Dunkeln befahren, da noch etliche Kilometer vor uns liegen.

Wir holpern die Matten hinunter bis zum Viehzaun und nehmen für die Rückfahrt die Strecke Richtung Fort Pramand. Auch hier ist die Strecke rauh und steinig, die Wolken liegen direkt unter uns, als wir bei einsetzender Dämmerung Richtung Westen fahren. Nach einigen Serpentinen tauchen wir wieder in die Wolken ein und erreichen den 800 m langen, in Kurven durch den Berg getriebenen Tunnel de Saraceni.

An der Öffnung liegen mehrere große Betonblöcke ordentlich an der Wand, welche die Einfahrt verengen. Wir manövrieren uns an den Blöcken vorbei und verschwinden in der dunklen Grotte.

Wasser tropft von der stark ausgewaschenen Decke und läuft den Boden des Tunnels entlang, sammelt sich zu großen Pfützen und Seen. Stellenweise sind die Wände und Decken abgebröckelt, dort liegen Sandhaufen und Geröll auf dem Boden. Wir haben den Eindruck, dass der Tunnel stark einsturzgefährdet ist.

Als wir den Tunnel auf der anderen Seite verlassen, finden wir auch dort Betonblöcke. Spätere Recherchen im Internet ergeben, das der Tunnel seit Monaten gesperrt ist und die Sperrung bereits mehrfach durch Offroadfahrer mittels Seilwinden wieder beiseite geräumt wurde.

Vermutlich wird dieser Abschnitt bald komplett gesperrt und verrammelt werden, denn so wie der Tunnel im Herbst 2013 aussieht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis dort jemand zu Schaden kommt!

Hinter dem Tunnel ist der Weg wesentlich besser, wir kommen rascher voran. Lediglich ein paar übergroße Felsen liegen bedrohlich nahe und verengen die Durchfahrt. Das Licht nimmt rasch ab, wir tauchen in dichten Nebel mit Sichtweite von nur wenigen Metern ein. Daher statten wir auch Fort Pramand keinen Besuch ab, sondern schrauben uns weiter hinunter ins Tal. Der Weg führt an einem steilen Abhang entlang, den wir bei diesen Sichtverhältnissen allerdings nur ahnen können. Zum Glück kann unser Straßennavi den Verlauf der Strecke darstellen, so das wir vorgewarnt sind, wo im Nebel die engen Spitzkehren auf uns lauern. Immer wieder taucht im dunklen Nichts der Nacht eine überraschende 180°-Kurve auf und unterbricht das einlullende Dahinholpern im Nebel. Vorsicht ist geboten! Außerdem kreuzen verschiedene Tiere unseren Weg. Eine Gämse springt von einer fast senkrechten Felswand herunter, huscht über den Weg und stürzt sich in den Abhang hinunter. Weiter untern huschen Rehe und sogar ein Fuchs über unser die Straße.

Insgesamt würden wir die Strecke als mittelschwer bezeichnen, wir vermuten allerdings, das der Tunnel in den nächsten Monaten entweder endgültig einstürzt oder gänzlich gesperrt wird. Im Prinzip kann man nur davor warnen den Tunnel zu passieren, denn die Durchfahrt ist beinahe schon ein russisches Roulette! Schade eigentlich, denn für uns ist diese Strecke die schönste aller Offroadstrecken im Piemont!

In der Nähe von Exilles treffen wir wieder auf die Landstraße SS24 und beschließen unseren Abend mit einer leckeren Pizza und bei ausgezeichnetem Rotwein.

Fazit: Offroadspass ordentlich, Landschaft traumhaft!