Abenteuer Jeep
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REFUGIO REY

XX. September 2013

In der Nacht hat es stark geregnet, wieder erwartet uns ein grauer Morgen. Die Satellitenkarte lässt uns allerdings auf besseres Wetter im Westen hoffen, und so setzen wir das Refugio Rey auf unseren Plan.

Bei Oulx biegen wir auf die Schotterstraße nach Chateau ab, eine auch von Einheimischen gerne genutzte Verbindung zwischen den beiden Städten. Der Weg verläuft weitgehend eben, ist gut ausgebaut und leicht zu befahren. Kurz vor Chateau nehmen wir einen Waldweg, der steil nach oben den Hang hinaufführt.

Diese Strecke ist vom Regen stark aufgeweicht und matschig, außerdem extrem eng. Stellenweise teilt sich die Fahrbahn, in eine schmalere, steilere Route für Enduros und eine breitere, in Kurven den Hang erklimmenden Strecke für 4-Rad-Fahrzeugen. Nach einigen hundert Metern teilt sich die Strecke, wir nehmen den rechten Weg, der Richtung Refugio Rey ausgeschildert ist.

Die stark ausgewaschene und enge Fahrbahn führt uns zu einer Furt, dort geben wir die Fahrt auf. Offenkundig ist diese Strecke nur für Enduros befahrbar. Für Hardcore Offroader sicherlich eine Versuchung wert, aber man sollte die Seilwinde nicht vergessen.

Wir fahren zurück, schlängeln uns durch die engen Gassen von Chateau und nehmen die offizielle Auffahrt zum Refugio Guido Rey.

Hier lernen wir, was echtes Offroad-Fahren ausmacht: Die Straße ist extrem matschig, große Steine, mit Wasser, Schlamm und Geröll gefüllte sehr tiefe Furchen und Pfützen lauern in der streckenweise extrem steilen und engen Straße. Hier findet der Jeep seine größte Herausforderung der gesamten Piemont Region! Matschen, durchwühlen, klettern, rutschen – hier ist einfach alles möglich.

Hinter einer Abzweigung teilt sich auch hier die Strecke in eine nur für Enduros zu bewältigende Route, die weitestgehend der Skitrasse folgt, und eine auch für Vierrad-Fahrzeuge zu befahrende Strecke. Die Routen kreuzen und überlagern sich immer wieder. Leider fehlt es an den entsprechenden Hinweisschildern, so dass wir mehrfach zu Fuß die Strecken abgehen müssen, um sicher zu gehen, welche Route für uns befahrbar ist. Einige Male hilft uns nur der Rückwärtsgang, wenn sich eine Strecke doch als für uns unpassierbar herausstellt. Wenden ist durch die schmalen und steilen Strecken nicht mehr sicher möglich, aufgrund des schlammigen Untergrundes würde man seitlich abrutschen.

Aber auch der einfachere, in leichten Kurven den Berg hinaufführende Teil der Strecke ist eine echte Herausforderung: Es ist die steilste von uns befahrene Route, durch den Regen hat sich die Fahrbahn in Matsch verwandelt, kantige Steinplatten und heimtückische Felsbrocken zwingen uns zu halsbrecherischen Manövern. Wir versuchen uns an einer extrem steilen Strecke mit viel Geröll und Matsch, hinauf zu einer Skipiste. Ein vorbeifahrender Landrover nimmt die leichtere Alternativroute, der wir wenig später ebenfalls folgen.

Wir erreichen das Refugio Rey, von wo aus es zahlreiche Abzweigungen gibt. Wir fahren weiter, um einen in unserem Führer erwähnten Aussichtspunkt am Passo dell Orso zu erreichen.

Wir fahren an einem kleinen See vorbei und scheitern an der nächsten Auffahrt. Zu steil, zu glitschig vom Regen, zu tiefe Spurrinnen. Das Profil der Räder setzt sich sofort mit Schlamm zu. Bei Trockenheit könnten wir diesen steilen Hang höchstwahrscheinlich bewältigen, aber der Schlamm wirkt wie Schmierseife und macht den Hang unpassierbar. Alle vier Räder drehen sich, aber der Wagen hat der Schwerkraft nichts mehr entgegen zu setzen.

Eine Seilwinde würde jetzt sicherlich gute Dienste leisten, aber leider dürfen in Deutschland seit 2007 Seilwinden nur mehr ab eindeutig landwirtschaftlich genutzten Fahrzeugen montiert werden. 

Wir erkunden zu Fuß die Umgebung und entdecken eine alternative Strecke. Hier kommen wir durch, allerdings haben wir Glück uns nicht in einer der extrem tiefen und schlammigen Spurrillen zu fangen. Wir auf der Hut sein um uns nicht fest zu fahren. Stellenweise kippt das Fahrzeug stark, wir weichen auf die Grasnarbe aus, um die Stelle zu passieren.

Auf diesem Wege meistern wie die Anhöhe, um direkt vor dem nächsten Hindernis zu stehen: Eine eigentlich relativ flache Stelle durch eine Schule junger Lärchen - hier liegen viele große Felsbrocken auf dem Boden, die wir teilweise wegrollen, um weiterzukommen.

Der Weg endet in einem Geröllfeld des vor uns aufragenden 2760 m hohen Grand Hoche – wieder eine Sackgasse.

Von einem Seitenweg kommen vier Endurofahrer herunter, wir beschließen, auch diesen Weg noch zu versuchen - aber auch hier scheitern wir an der Steilheit der Strecke und der Kombination aus tiefen Spurrillen und dem glitschigen Matsch.

Wir geben auf und tasten uns vorsichtig den Berg hinunter - auch Abwärts bleibt die Route eine Herausforderung, da das Fahrzeug immer wieder trotz Untersetzung, Motorbremse und vorsichigem Umgang mir der Bremse immer wieder Ausbricht und in Schräglagen wegrutscht.

Einziger Vorteil: Man kann keinen Abhang hinunterstürzen, sondern fühlt sich in den Spurrinnen wie in einer Bobbahn, die man hinunterrutscht. Wir machen einem  entgegen kommenden Nissan-SUV, der sich den Berg hoch quält, Platz und fragen uns wie weit der wohl noch kommen wird?

Ohne große Zwischenfälle schaffen wir es hinunter nach Chateaus, von wo aus wir die geteerte Serpentinenstraße hinunter nach Beaulard nehmen. Diese Fahrt hat sehr unterschiedliche Reaktionen bei uns hervorgerufen: Während Birgit die Fahrt als nervenaufreibend empfunden hat, hatte Amin Spaß daran, sich durch den Schlamm zu wühlen und die Grenzen seines Fahrzeugs voll auszuloten.

Insgesamt dürfte das Refugio Rey mit seinen labyrinthartigen Verzweigungen, extrem steilen Passagen und vielen Schlamm- und Geröllstrecken ein Eldorado für Offroadfahrer sein, die sich austoben wollen. Bei Trockenheit sicherlich schon eine kleine Herausforderung, aber bei Regen der schiere Wahnsinn!

Fazit: Offroadspass sehr hoch, Landschaft Wald, Wald, Wald, gute Fernsicht auf der Höhe.