Abenteuer Jeep
Abenteuer Jeep

COLLE SOMMEILLER

30. September 2013

Der September verabschiedet sich mit goldenem Herbstwetter, gut gelaunt flitzen wir in unserem Jeep die A32 nach Bardoneccia entlang. Die kleine Stadt im Piemont ist der Ausgangspunkt für unsere Tour auf den höchsten befahrbaren Alpengipfel, 3.035 Meter hohen Colle Sommeiller. Seit einiger Zeit sind die letzten 100 Meter der Strecke, die sich auf der französischen Seite befinden, gesperrt. Das heißt für uns ist auf 2996 m Schluss.

Unser Navi zeigt uns die Einfahrt auf den Berg, die zunächst über eine schmale und kurvenreiche Teerstraße zur Ortschaft Rochmolles führt. Direkt dahinter beginnt die Schotterpiste, die sich in Serpentinen durch den Bergwald aufwärts windet. Im Wald am Hang gegenüber hören wir die stoßartigen Brülllaute eines Hirsches in der Brunft. Da sag noch einer, Offroad-Fahrer bekommen nichts von der Natur mit. Wir erreichen die Baumgrenze und fahren über die zwar holprige aber nur langsam an Höhe gewinnende Straße tiefer in das Tal hinein.

Linker Hand erstreckt sich der Stausee Lac du Rochmolles – hier könnte man einen Abstecher hinunter zum See machen.

Uns aber treibt es weiter den Berg hinauf, traumhafte Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel rundum lassen uns immer wieder anhalten uns staunen. Ein paar weiße Wolkenfetzen winden sich vor blauem Himmel um die umliegenden Berggipfel, während die Sonne die Landschaft schön plastisch modelliert und in leuchtende Farben taucht. Das Wetter ist uns heute wohlgesonnen.

Hinter dem Refugio Scarfiotto - einem Rastplatz mit Berghütte - schraubt sich die Straße in ausladenden Serpentinen den Hang hinauf. Je höher wir kommen, desto grandioser werden die Ausblicke. Oberhalb der Serpentinenstrecke führt der steinige Weg immer aufwärts über ein Hochplateau.

Hier entdecken wir in ca. 100 m Entfernung zwei vom Winterspeck fette Murmeltiere, die bei unserem Anblick neugierig verharren. Als wir aus dem Wagen steigen, treten sie jedoch lieber gemächlich die Flucht in höhere Regionen an.

Eine weitere Serpentinenstrecke folgt und führt uns auf eine Höhe, in der die Wiesen deutlich schütterer werden, nur noch Spezialisten wie Bergrosen, Flechten und Gräser können sich auf dem felsigem Untergrund behaupten. Die Strecke wird noch rauer und steiniger und zwingt uns zu langsamen und aufmerksamen Fahren.

Die letzten, extrem schwierigen Serpentinen kriechen wir den Hang hinauf, Steine und tiefe Löcher in der Route schütteln uns ordentlich durch. Die Strecke ist mit  kopfgroßen, kantigen Felsbrocken übersäht. Bei dieser Streckenbeschaffenheit wird der Rücken in der normalen Sitzposition  hin- und hergerissen und fängt an zu schmerzen. Besser ist es, sich nicht gegen die Rückenlehne zu pressen, sondern sich leicht nach vorn zu lehnen  – so fährt es sich viel angenehmer.

Langsam nähern uns dem leider inzwischen in Wolken gehüllten Plateau, von französischer Seite schiebt sich eine Wolkenfront in die Gipfelregion. Die Temperatur ist drastisch gesunken, der Wind ist kalt. Zum Glück haben wir extra Wintersachen dabei, wir packen uns warm ein und machen uns zu Fuß auf, den Collé zu erkunden.

Im tristen Licht wirkt der jetzt im Herbst fast ausgetrocknete Schmelzwassersee am Fuße einer Gletscherzunge wie eine trübe Pfütze. Wir stapfen über den Firn hinüber zur französischen Seite des Sommeillers. Die vorbeitreibenden Wolkenfetzen gewähren uns immer wieder kurze Ausblicke auf die Bergketten und den Gletscher, um direkt darauf die Welt in undurchdringliches Weiß zu hüllen. Die Region hier oben erinnert uns mehr an Grönland als an Italien oder Frankreich.

Wir sammeln einige der kantigen, weißen, marmorähnlichen Bruchsteine des Gipfels als Erinnerung ein und machen uns auf den Rückweg zum Jeep. Nach den ersten Metern tauchen wir aus der Wolkenschicht auf, vor uns liegen die grandiosen Bergketten im Abendlicht. Ein Adler zieht seine Kreise, gleitet majestätisch an den steilen Felswänden entlang und kreist lautlos über den Matten.

Wir rollen den langen, steinigen Weg talwärts, Meter für Meter lassen wir die Felsregion hinter uns und suchen unseren Weg durch die Matten und Wiesen abwärts. Nachdem wir die steinigen Serpentinenstrecken hinter uns gelassen haben, kommt uns der untere Teil des Schotterwegs geradezu ruhig und glatt vor. Im letzten Abendlicht erreichen wir Rochemolles und die Teerstraße.

Noch ein paar Meter und das Abenteuer Sommeiller ist bestanden. Alles in allem für uns eine der schönsten Strecken in dieser Region! Den Colle Sommeiler muss man einfach mal befahren haben.

Fazit: Offroadspass hoch, Landschaft traumhaft!